Unser #NordkappProjekt

Auf unserer sechswöchigen Reise zum nördlichsten Geocache Kontinentaleuropas auf dem Nordkinn „Nothing but stones“ (GCJNWJ) haben wir Freunde getroffen, neue und bewährte Ausrüstung strapaziert, Eindrücke gesammelt und überhaupt viel erlebt - einen kurzen Überblick zu unserem #NordkappProjekt möchte ich Euch mit diesem Beitrag geben:

Nach eineinhalb Jahren der Vorbereitung, Tipps von Cachern, gespeicherten Pocket Queries und voller Erwartung ging es Anfang Juli 2017 mit unserem Wohnmobil, einem Renault Twingo I, auf den Weg in den Norden.

So fuhren wir mit unserem ersten Kreuzfahrtschiff von Kiel nach Oslo, um von dort aus den Vigelandpark und den von den Dosenfischern in dem Lied „kleine Wanze“ besungenen Holmenkollen zu besuchen.

Unser erstes Abenteuer begann bereits 150 km hinter Oslo. Das Kupplungsseil riss und wir mussten unsere Reise huckepack mit den gelben Engeln fortsetzen. In Sandefjord verbrachten wir zwei Tage an einer Werkstatt und nutzen die Zeit die Walfanggeschichte des Ortes anhand der dortigen Caches kennen zu lernen.
Mit wieder fahrtüchtigem Cachemobil ging es weiter in den Süden zum Lindesnes Fyr, Norwegens südlichsten Cache Udisgt Mod Danemark (GC1EA41). Dieser war nur durch eine kleine Wanderung, die mit durch einer schönen Aussicht belohnt wurde und uns einen Vorgeschmack auf den nördlichsten Cache „Nothing but Stones“ gab, zu erreichen.

Als nächstes größeres Ziel stand der Preikestolen auf dem Plan - eine 600m über den Fjord ragende Felswand. Bei Regen und Nebel wanderten wir über felsigen Untergrund – begleitet von zahlreichen Touristen aus aller Herren Länder. Nach drei Stunden erreichten wir das Plateau machten die üblichen Touri-Fotos und hoben den Cache (GCGGHB) bevor wir den Rückweg antraten.
Auf der ganzen Fahrt haben wir uns im Rahmen der Vorbereitung mit mehreren befreundeten Cachern verabredet und Dank der Smartphones konnten wir zahlreiche Treffen an Caches vereinbaren und realisieren, uns austauschen und gegenseitig Übernachtungs- und Cacheempfehlungen aussprechen.
Sehr beeindruckend war der Kjenndalsbreen, einem Ausläufer Europas größten Gletschers, dem Jostedalsbreen. Nach einer ausgiebigen Mittagsrast folgten wir einem Tipp zur unweit entfernten „alten Sommerstraßsse“, der 258, die uns auf einer Länge von ca. 20 km mit schneebedeckten Gipfeln, Eisflächen und Seen eine atemberaubendes Naturerlebnis bot.
Ein beliebtes Ziel von Kreuzfahrtschiffen ist der Geirangerfjord. Malerisch schlängelt er sich zwischen hohen Felswänden und bietet beeindruckende Aussichten.
Kurze Zeit später erwartete uns dann der bekannte Trollstigen mit seinen 11 Haarnadelkurven und einem Gefällen von 10%.
Sehr erfreut waren wir, als wir bei der Wartung unseres Caches Mysuseter (GCGKQC) feststellten, dass alles in Ordnung war. Wir legten diesen Cache bereits auf einer Wanderung im Jahr 2003 und bestückten ihn 2009 mit einem neuen Logbuch.

Bereits zum Dritten Mal besuchten wir die im zweiten Weltkrieg abgestürzte Junker-52 (GC2181). Der Weg führte uns dreieinhalb Stunden über eine baumfreie, felsige Landschaft und gehört zu unserer ausdrücklichen Cacheempfehlung! Das Wrack ist noch gut erhalten. Das ca. 800 Meter entfernte Heck gibt einen kleinen Eindruck mit was für einer Wucht das Flugzeug damals aufgekommen sein musste. Das leises Klappern und Pfeifen der vom Wind umspielten Wrackteile verleiht dem Ort eine gespenstische Atmosphäre.
Vorbei an Otta, den Steinpyramiden Kvitskriuprestein (GCWGPG und GC74955) und Trondheim erreichten wir den Küstenweg (Straße Nr. 17). Dieser Weg zeichnet sich aus durch eine grandiose, abwechslungsreiche Landschaft und viele Fährüberfahrten. Wir sahen Agrarland, Felsen in verschiedenen Farben, Formen und Größen, Birkenwäldchen, Fjorde und einen Elch in traumhafter Kulisse.

Nach der Polarkreisüberschreitung wurden wir von Freunden mit einem Schokoladenkuchen empfangen.
Wir gönnten uns eine kurze Fahrpause von zwei Tagen.
Auf der Weiterreise sahen wir den Svartisbreen (Norwegens zweitgrößter Gletscher), den Saltstraumen (größter Malstrom der Welt, GC27MWG) und setzten dann mit der Fähre von Bodø nach Moskenes auf die Lofoten über. Dort besuchten wir das Museumsdorf Å, kauften Trockenfisch, badeten im türkisfarbenen europäischen Nordmeer und freuten uns über eine noch eindrucksvollere Landschaft. Die Berge waren scharfkantig, die Farben malerisch und anhand von Caches (GC5B4BJ und GC30Y4B) wurden wir unter anderem an Skulpturen geführt, die wir sonst nicht gefunden hätten.
 
Auf den Vesterålen (nördlich im Anschluss an die Lofoten) war es sehr grün und die Berge wirkten runder. Wir besuchten den Ort Nykvågen, um einen Blick auf die Vogelinsel zu werfen und fuhren weiter nach Hovden. Dort färbten sich die Berge in der Mitternachtssonne in ein tiefes Rot. Seit Oslo wurde es übrigens nicht mehr dunkel!

Auf der Überfahrt nach Senja bekamen wir ein sagenhaftes Schauspiel der Nebelbänke geboten, die uns noch viele Tage begleiten sollten.
Auf Senja (nördlich der Vesterålen) besuchten wir die Senjatrolle und das goldene Klohaus, dass 3 Mio. NOK gekostet haben soll und das wir durch den Cache Gulldassen (GC5J0PX) gefunden haben. Ein Ort am Wasser gelegen, der zum Verweilen einlädt. Viele Globetrotter hatten ihre Zelte aufgeschlagen und auch Wohnwagen und Wohnmobile parkten in großer Anzahl hier am Klohaus.

Weiter fuhren wir von den Inselketten in das Landesinnere um das Drei-Länder-Eck mit den Caches (GC3VQVF, GC3VQW4, GCPQ1G und GC3W15Z) zu besuchen. Auf dem Rückweg zur Küste Norwegensbesuchten wir ein weiteres abgestürztes Flugzeug, eine JU88 gab (GC347KT). Wir hielten an dem Parkplatz und wanderten zu den wenien zurück gebliebenen Wrackteilen.
  
Das nächste große Ziel war das Nordkapp, welches wir im Nebel erreichten.
Die Straße führte an der Küste entlang an Schneefeldern und Rentieren vorbei. In einer Regenpause gingen wir zum Globus um das obligatorische Erinnerungsfoto zu machen und uns im Logbuch von (GC1V4PQ) zu verewigen. Am Abend besuchten wir noch einen kleinen Event (GC3MYG5) und auch der Earthcache (GC78NQF) sollte gelöst werden. Nach einer Nacht am Nordkapp auf den Weg nach Mehman. Leider mussten wir die Wanderung zum wahren Nordkapp wegen dichtem Nebel und Regen auf später verschieben.
Wir waren aufgeregt – wie würden die nächsten drei Tage aussehen? Nichts als Steine: kleine Steine, große Steine, feste Steine, wackelige Steine, …Wir waren auf diesen Cache durch Mitcacher und dem Dosenfischersong „Jahresendevent“ aufmerksam geworden: Nothing but Stones (GCJNWJ) -  machte seinem Namen alle Ehre!

Mit schweren Rucksäcken starteten wir bei 11° C vom Flughafen. Die ersten vier Kilometer hatten wir grünen Untergrund, manchmal sogar matschig und moorig. Doch nach der Flussüberquerung kamen die ersten Steinfelder. Es war ungewohnt auf dem Terrain zu gehen und wir waren froh unsere Wanderstöcke dabei gehabt zu haben. Nach 12,5km und 9 Stunden Wanderung schlugen wir das Zelt auf der ersten halbwegs steinfreien Stelle an einem See auf. Die Nacht war windig und kalt und wir schliefen schlecht.
Am nächsten Tag packten wir wieder alles ein um drei Kilometer weiter das Zelt erneut an einem weniger windigen Platz aufzuschlagen. Von hier gingen wir mit leichterem Gepäck weiter und nach den ersten Steinfeldern wurden die Wege wieder grüner und kleine Pfade führten uns von einem roten „T“ zum nächsten. Doch waren die Entfernungen schwer einzuschätzen und der Weg zog sich sehr lang hin.

Unser GPS zeigte uns, dass wir es bald geschafft hatten. Nur noch 350m ….doch dann war er da, der Abstieg. 150 Höhenmeter sollte es nach unten gehen …. und das mal wieder über Steine... Ganze 45 Minuten später hatten unsere Füße gefühlte Millionen wackelige Steine berührt aber wir hatten es geschafft. Glücklich hielten wir die große Original-Tupperdose in den Händen und beglückwünschten uns zu diesem Cache.
Der Aufstieg auf dem Rückweg war allerdings nicht weniger anstrengend. Doch nachdem als wir diesen schwierigsten Teil der Wanderung geschafft hatten, konnten wir wieder diese einzigartige Landschaft an diesem Ende der Welt genießen und freuten uns auf unser Zelt.
Am dritten Tag der Wanderung war es warm. Die Trittsicherheit hatte zugenommen und das Laufen fühlte sich nicht mehr ganz so schlimm an. Doch leider wurden wir jeder von einem Mückenschwarm begleitet. Das machte es sehr anstrengend. Nachdem wir barfuß durch den Fluss gegangen sind, war es nicht mehr weit bis wir einen ersten Blick auf Mehamn werfen konnten. Doch die Markierungen führten uns in einem weiten Bogen zum Flughafen, denn der direkte Wege hätte uns in das Sumpfland geführt.
Erschöpft, aber glücklichund zufrieden kamen wir schließlich am Cachemobil an und fuhren nach einer weiteren Nacht weiter.
 
Die E6 führte uns nach Süden durch Finnland nach Schweden. Immer wieder hielten wir für einen Cache am Wegesrand wenn es sich ergab. Einer davon war der Polcirkeln (GCJZY2) kurz hinter Jokkmokk. Wir hielten an dem Parkplatz mit dem Souvenirshop und dem Riesenhinweisschild. Nun waren wir also wieder südlich des Polarkreises. In der darauffolgenden Nacht erlebten wir das erste Mal wieder die Dunkelheit und freuten uns sehr den ersten Stern am Himmel zu sehen.
Am nächsten Tag fuhren wir nach Mora, dem schwedischen Solingen und der Heimat der Dalahäster. Dort bekamen wir eine private Führung durch die Firma Morakniv und lernten viel über die 125jährige Geschichte der Firma und der Herstellung von Messern. Das war sehr interessant.

Nach einem Besuch in Uppsala sollte ein letztes Abenteuer auf dieser Reise folgen...
Wir übernachteten an einem alten Badeplatz. Das gegen Mitternacht noch ein weiteres Auto ankam, nahmen wir schlaftrunken kaum wahr. Plötzlich komische Geräusche! Klong! Und nochmal..... bis dann aus dem Klong ein Klirr wurde und die hintere Seitenscheibe gesplittert war. Erschrocken waren wir nun hellwach und hatten in Rekordzeit das Auto umgebaut, um den Parkplatz zu verlassen. Leider machte uns die Polizei keine Hoffnung, dass sie die Täter dingfest machen können, obwohl wir das Kennzeichen notiert hatten. Aber dann hatten wir Glück. An der nächsten Tankstelle, zu der die wir anfuhren, um uns den Schaden genauer anzuschauen, hatte eine Geocacherin Nachtschicht. Nachdem wir erst eine Zeit geplaudert hatten, konnten wir in Ruhe den Wagen ausräumen, die Scherben entfernen und das Fenster notdürftig mit Folie und Panzertape flicken. Vielen Dank an dieser Stelle!
Mit der provisorischen Scheibe fuhren wir dann in der ersten Dämmerung bis zum ältesten Cache Schwedens (GC4D) in der Nähe von Stockholm. In aller Frühe konnten wir in der Nähe parken und diesem Cache einen kleinen Besuch abstatten. Im Anschluss daran fuhren wir zum nahe gelegenen Campingplatz, um zu schlafen und zu besprechen wie es weitergehen sollte.
Es waren noch 1.000km zu fahren, wir beschlossen, da wir alle für uns relevanten Ziele besucht hatten, in zwei Tagen wieder nach Hause zu fahren um dort eine Werkstatt aufzusuchen.

Wir hatten eine Reise voller Abenteuer, Erlebnisse und Erfahrungen. In 41 Tagen fuhren wir durch 5 Länder über 8.500km, besuchten 115 Caches (es gab auch welche die wir trotz Empfehlung nicht machen konnten oder welche die wir nicht gefunden haben), haben 465l Benzin getankt, sind mit 17 Fähren gefahren und haben Temperaturen zwischen -1°C und 34,9°C überstanden ;-)

Wer sich für Details der Reise interessiert kann unsere etwas ausführlicheren Blogbeiträge bei www.nicole-wunram.de oder www.gps.de und natürlich auch bei www.geocaching.com lesen oder demnächst unsere Bücher über das #NordkappProjekt erwerben oder uns auf einem Event lauschen ;-)